Drei Brüder, eine Mission: Emidio, Rinaldo und Roberto Di Lorenzo sind seit 25 Jahren das Mass aller Dinge im Fahrtreppengeschäft. Als Montageteam haben sie schweizweit rund 2000 Anlagen für Schindler montiert. Auch unter schwierigsten Bedingungen.
Quizfrage: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, in der Schweiz auf einer Schindler-Rolltreppe zu fahren, die von den Brüdern Di Lorenzo montiert wurde? Antwort: exakt 100 Prozent, sofern diese nicht älter als 25 Jahre ist. Denn so lange bilden Emidio, Rinaldo und Roberto Di Lorenzo drei Viertel des Schweizer Fahrtreppen- Montageteams von Schindler. Nur der vierte Monteur gehört nicht zur Familie. Behandelt wird er trotzdem wie ein Bruder.
Rund 2000 Rolltreppen haben die Di Lorenzos während ihrer Zeit bei Schindler montiert – bei minus 35 Grad auf der Testa Grigia bei Zermatt, der höchsten Baustelle Europas, beispielsweise. Oderunter anderem auf Trübsee oberhalb von Engelberg, wo die Elemente mit einem «Kamov», dem grössten Schwerlasthelikopter der Welt, angeschwebt kamen. Dort musste es besonders fix gehen, denn der Supervogel kostet stolze 7000 Franken für den Überflug. 245 Franken pro Minute.
Fahrtreppen montieren heisst: Schwerstarbeit unter Druck. Und sie setzt, wenn es sich nicht um einen Neubau handelt, auch viel Improvisationstalent voraus.
Überraschungen sind dann nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Wichtigste Voraussetzung: ein perfekt funktionierendes Team. Wenn das «Team Di Lorenzo» zum Einsatzort kommt, schleppen die Männer in der Regel 28 Tonnen Werkzeug an. Das sind vier Fahrzeuge mit Anhängern. Oft ist Nacht- oder Sonntagsarbeit angesagt, weil Rolltreppen, die es vor allem im öffentlichen Raum gibt, nun mal besser dann montiert werden, wenn in den Bahnhöfen keine Züge fahren und Shopping-Center geschlossen sind. Durchschnittlich 43-mal im Jahr übernachten die Monteure auswärts, da sie schweizweit im Einsatz sind. Das hat Roberto Di Lorenzo, der exakt Statistik führt, berechnet. Einfach so zum Spass, wie er sagt. Weil: Ändern kann man daran ohnehin nichts.
Die Brüder Di Lorenzo sind leidenschaftliche Monteure und echte Chrampfer. Das haben sie von ihrem Vater gelernt, dem freundlichen, fast unscheinbaren Italiener, der während des Gesprächs ebenfalls mit am Tisch sitzt, weil auch er nach seiner Pensionierung sporadisch für Schindler gearbeitet hat: als Logistiker für seine Söhne.
Riccardo Di Lorenzo ist in den Abruzzen aufgewachsen. In den 1960er-Jahren kommt er in die Schweiz. Hier findet er als Lastwagenfahrer Arbeit in der
Speditionsabteilung eines Unternehmens in Dietikon. Von dort arbeitet er sich
in der Hierarchie hoch. Am Ende seiner Karriere ist er ein gewiefter Logistiker.
47 Jahre bleibt er bei seinem Arbeitgeber.
Firmentreue liegt in der DNA der Familie Di Lorenzo. Auch die drei Söhne zeichnen sich nicht gerade durch häufige Stellenwechsel aus. Nach ihren Ausbildungen landen irgendwann alle bei Thyssen, wo sie 1999 von Schindler umworben werden.
Es ist Emidio, der von Schindler kontaktiert wird. Ob er Interesse hätte, die Stelle zu
wechseln? «Uns gibt’s nur im Dreierpack », entgegnet Emidio. Und so beginnt
in der Rolltreppenmontage von Schindler die «Ära Di Lorenzo»..
«Wir sind ziemlich erschrocken»
Ihr erster Eindruck nach dem Wechsel zu Schindler ist allerdings zwiespältig. «Wir sind ziemlich erschrocken», erzählt Roberto. «Vieles hier war damals veraltet. Die drei Brüder stellten alles auf den Kopf, sorgten für bessere Abläufe und Ausrüstung.
Manchmal, erzählt Roberto lachend, scherzten ihre Kundschaft denn auch, ob sie es nun eigentlich mit der Firma Di Lorenzo oder mit der Firma Schindler zu tun hätten. Die Di Lorenzos sind Schindler-Leute mit Leib und Seele. «Geht es der Firma gut, geht es auch uns gut», sagen sie. Und geben alles.
Kein Einsatz zu hart, kein Termin unmöglich, keine Diskussion darüber, wer Priorität hat: Zuerst kommt immer Schindler.
Das ist nicht immer einfach, vor allem für die Ehefrauen. Agnes, die mit Emidio verheiratet ist, zuckt mit den Schultern. Auch sie arbeitet bei Schindler und ist zuständig für Liftofferten für Neuanlagen. Sie sagt: «Man gewöhnt sich daran.» Zu ihren Arbeitskollegen in Schlieren gehört übrigens einer ihrer Neffen. Er verkauft die Anlagen, die Agnes offeriert.
«So sind wir eben», sagt Roberto. «Wir sind Italiener. Wir gehören zusammen.» Und dies natürlich nicht nur bei der Arbeit. «Wenn ich etwas von meinen Brüdern brauche, lassen die alles stehen und liegen», sagt Roberto.
Das sei es eben, was sie auch als Arbeitsteam ausmache, erklärt Rinaldo. «Wir können uns aufeinander verlassen.» Wie perfekt das funktioniert, zeigen die verschiedenen Auszeichnungen, die das Fahrtreppenteam in den letzten Jahren eingeheimst hat, darunter den Anerkennungspreis für herausragende Leistungen 2014.