Eigentlich weiss er nie so genau, was ihn erwartet. Doch dies sei es, was ihn an seinem Job reize, sagt Marcel Imgrüth. Seit zwölf Jahren ist er Schindlers Mann für Modernisierungen. Und geht es nach ihm, bleibt er das auch noch für die nächsten 20 Jahre. Denn sein Job ist seine Leidenschaft.
«Sie kommen bestimmt wegen der Fassade», sagt die freundliche Dame, die in der Überbauung an der Lorzenstrasse in Zug zum Rechten schaut. «Nein, wir kommen wegen Schindler», antworten wir. «Der Monteur muss hier im Haus sein.» Natürlich, der sei an der Arbeit. Zehn Minuten später sitzen wir im Gemeinschaftsraum im Trockenen, während draussen dicke Regentropfen auf die akkurat gemähte Wiese fallen. Rund 20 Jahre alt ist das Mehrfamilienhaus mit 16 Wohnungen in Seenähe am Stadtrand von Zug. Und gut im Schuss, wie es aussieht. Doch die Aufzüge – zwei Schindler Smart – sind ein bisschen in die Jahre gekommen. Die Schindler Inspektion wartet auf sie. Statt sie zu ersetzen, werden sie jetzt aber modernisiert. Das ist hier vermutlich nicht nur eine Preisfrage, sondern auch ein Gebot der Stunde: Es geht um Nachhaltigkeit. Warum einen ganzen Lift austauschen und durch einen neuen Lift ersetzen, wenn es reicht, den Motor und die Steuerung zu erneuern? Zumal dies auch viel umweltfreundlicher ist? Und genau das tut hier im Moment Marcel Imgrüth. Seit mehr als zehn Jahren ist der Schindler-Monteur spezialisiert auf Modernisierungen. Eine Arbeit, die ihm so gut gefällt, dass er von sich behauptet: «Ich mache das wirklich leidenschaftlich gern.»
Marcel Imgrüth kommt am 4. Dezember 1983 in Weggis zur Welt. Die Eltern betreiben einen kleinen Bauernhof mit wunderbarem Blick über den See. Doch den können sie selten geniessen. Der Hof gibt viel zu tun, und die vier Kinder müssen tüchtig mitanpacken «Ich hatte eine strenge Kindheit », erinnert sich Marcel Imgrüth. «Aber wir haben auch nichts anderes gekannt.» Nur wenn die anderen Kinder an schönen Sommertagen zusammen in die Badi gegangen seien, habe es ihn ein bisschen gefuchst, dass er nicht dabei sein konnte, sondern auf dem Hof helfen musste – was er übrigens immer noch tut, wenn er Zeit hat. Dennoch erlebt er dort, hoch über dem Vierwaldstättersee, eine so glückliche Kindheit, dass er sich bis heute nicht vorstellen kann, wegzuziehen. Am liebsten hätte er auch seine Lehre im Dorf gemacht: Multimedia-Elektroniker hätte ihn gereizt. Doch das TV-Geschäft im Ort hätte ihm nach der Ausbildung keine Stelle anbieten können. Also schnuppert er bei Schindler in Ebikon und beginnt bei dem Schweizer Unternehmen im Sommer 2000 eine Lehre: die damals neue Ausbildung zum Polymechaniker. Als er sich im vierten Lehrjahr für einen Schwerpunkt entscheiden muss, wählt er die Montage. Es ist ein Schritt, den er über die Schindler AG hinaus nie bereuen wird.
«Ich bin ein Macher», sagt er, «und kein Büromensch. Ich muss mit den Händen arbeiten und am Ende ein Resultat sehen.» Dass er den Leuten mit seiner Arbeit eine Erleichterung oder zumindest ein Stück Komfort im Alltag bieten kann, freut ihn dabei zusätzlich. «Es macht Spass, etwas Nützliches zu tun», sagt er. Nach seiner Lehre bleibt Marcel Imgrüth bei Schindler. Es ist jene Zeit, als der Schindler Smart zum Bestseller wird. Wie viele er davon montiert hat, weiss er heute nicht mehr. Aber irgendwann droht die Arbeit für ihn zur Routine zu werden und er wechselt die Abteilung. Seit zwölf Jahren sind Modernisierungen von Schindler Aufzügen – auch bei Umbauten und Renovation – sein Spezialgebiet.
Ein besonderes Erlebnis sei auch die Liftmodernisierung im Kraftwerk in Göschenen gewesen, wo ihn die teils historische Kraftwerkstechnik faszinierte. «Wenn du in der Modernisierung arbeitest, hast du es eben nicht mit seelenlosen Neubauten zu tun, sondern mit Objekten, die eine Geschichte haben», sagt Marcel Imgrüth. Und dies sei «genau sein Ding». Dabei kommt es mittlerweile immer öfter vor, dass er mit seiner eigenen Geschichte konfrontiert wird. Ab und zu begegnen ihm jetzt jene Aufzüge und Personenlifte, die er nach seiner Lehre bei Schindler als junger Monteur installiert hat, ein zweites Mal. Dann nämlich, wenn er sie modernisieren darf – und den Lift nachhaltig repariert oder erneuert.