Die meisten Menschen haben eine Liftgeschichte. Für viele ist sie zu persönlich, als dass sie in einem Magazin aufgeschrieben und nacherzählt werden müsste. Zum Glück nicht für alle. Wir haben vier einzigartige Liftgeschichten aufgespürt und festgehalten.
Es war im Frühling 1985. Wir standen beide vor dem Lift und drückten den Aufwärtsknopf. Plötzlich zeigte Andy mit ausgestrecktem Finger auf mich und fragte: «Willst du mich heiraten?»
Ich war völlig perplex. Natürlich war er mir in den letzten Monaten zuvor aufgefallen. Wir haben zusammen eine Weiterbildung absolviert und waren im selben Hotel untergebracht. Dabei hatte ich schon vermutet, dass Andy ein wenig ein Auge auf mich geworfen hatte. Er war immer sehr zuvorkommend, hat mir in den Mantel geholfen oder die Türe aufgehalten. Ein richtiger Gentleman! Doch ich habe ihm nicht so richtig meine Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hatte in dieser Zeit ziemlich Liebeskummer, da mein Freund mich verlassen hatte. Und viel gesprochen oder Zeit nur zu zweit verbracht hatten wir auch nicht. Deshalb war ich so überrascht. Wir stiegen dann zusammen in den Lift. Weshalb er mich denn heiraten wolle, wollte ich von ihm wissen. Er sagte: «Ich weiss, dass du meine Frau wirst.» Ich musste laut lachen. «Lustig, dass ich noch nichts davon wusste. Normalerweise gehören doch zwei dazu», antwortete ich. Nach der Liftfahrt haben wir lange miteinander gesprochen. Wir haben vereinbart, dass wir uns zuerst einmal näher kennenlernen. Doch Andy sollte recht behalten: Ein Jahr später verlobten wir uns. Ich wusste dann ebenfalls, dass ich diesen und keinen anderen Mann haben möchte. Am 4. Juli 1987 haben wir geheiratet. Seither leben wir glücklich und verliebt miteinander. Klar geht es nicht immer nur nach oben, sondern auch mal hinunter. Aber das hat uns umso mehr zusammengeschweisst.»
Regula und Andy Aeppli
Eines Abends im vergangenen Herbst war ich spät am Abend mit meinem 7-jährigen Sohn am Barfüsserplatz in Basel unterwegs.
Es war schon dunkel und etwas neblig. Wir waren sehr müde nach einem langen Tag. Da unser Tram noch lange nicht kam und wir nicht rumstehen wollten, beschlossen wir, zu Fuss nach Hause zu gehen. Vom Barfüsserplatz neben dem Hotel-Restaurant Stadthof gingen wir das Lohnhofgässlein hoch zum Labyrinthplatz. Mein Sohn hatte ein schweres Trottinett dabei und ich musste es die Stufen im Gässlein hochtragen. Ich kam ganz schön ins Schnaufen. Nach der ersten Treppe, die wir im Dunkeln zurücklegten, erschien rot leuchtend das Schild des Hotels au Violon. Zu meinem Erstaunen leuchtete daneben noch etwas anderes und zwar grün: die Schaltfläche eines Schindler-Lifts mitten in der Stadtmauer. Wir freuten uns über die Entdeckung und stiegen gespannt ein, ohne zu wissen, wo er uns wohl hinführen würde. Hauptsache nach oben. Die Fahrt im Glaslift war jedoch ein einziges Abenteuer! Kaum war der Lift losgefahren, machten wir grosse Augen. Wir befanden uns in einer hell erleuchteten, antiken Welt, mitten in der Stadtmauer. Wir sahen die verschiedenen Schichten und Pflanzen in der Mauer. Untermalt wurde die Liftfahrt durch ein plätscherndes Geräusch von Wasser. Wo wir da wohl hingelangten? Der Lift stoppte und die Tür ging auf. Wir standen mitten in der Lobby des Hotels, ein wunderschönes altes Haus. Wir tauchten ein in die Geräusche und Düfte des vollen Speisesaals nebenan. Freundlich grüssten wir die Rezeptionistin und sie zurück. Dann verliessen wir das Gebäude und machten uns über den dunklen Lohnhof-Platz auf den Heimweg.»
Nicole Senpinar und Sohn Welat
«Der Anruf kam mitten in der Nacht. Ich hörte die Frau im Hintergrund und wusste, dass es knapp werden würde. Als Hebamme hört man, wenn jemand den Presswehen nahe ist.
Der Mann meinte, sie wären in zehn Minuten im Spital, also verzichteten wir darauf, einen Rettungswagen zu schicken. Als sie in der Frauenklinik ankamen, bin ich ihnen mit warmen Tüchern und den wichtigsten Instrumenten in der Hand entgegengelaufen. Ich rannte so schnell das Treppenhaus hinunter, dass ich Angst hatte, mir den Fuss zu brechen. Unten angekommen, fragte ich die Frau, ob sie sich in einen Rollstuhl setzen möchte, aber sie wollte bloss so schnell als möglich in den Gebärsaal. Also sind wir rein in den Aufzug. Kaum waren die Türen geschlossen, wurde das Kind bei der nächsten Wehe im Stehen geboren. Ich hielt das Kind nahe bei der Mutter, um mögliche Komplikationen zu verhindern. Als wir im zweiten Stock ankamen, standen meine Kolleginnen und die Ärztin bereit. Wir legten die Frau vor dem Lift in ein Bett, um ihr das Kind sicher in die Arme zu legen. Ich war froh, dass es so spät war und sich kaum jemand auf den Gängen aufhielt. Eine Sturzgeburt im Lift – so etwas hatte ich noch nie erlebt. Auch wenn es mir manchmal scheint, als würde ich solche Situationen regelrecht anziehen. Obwohl ich erst seit sechseinhalb Jahren als Hebamme arbeite, habe ich schon Hausgeburten erlebt, bei einer Geburt im Auto auf dem Parkplatz mitgeholfen und ein Paar übers Telefon bei der Geburt unterstützt. In solchen Situationen versuche ich, Ruhe und Sicherheit zu vermitteln. Denn es gibt tatsächlich keinen Grund zur Panik: Es ist eine ganz natürliche Situation, nur der Ort ist etwas ungewöhnlich.»
Eliane Bürgi
«Fabi, nimm du mit Gino den Aufzug, ich nehme die Treppe!», habe ich gesagt. Als ich unten ankam, ging die Lifttür aber nicht auf.
Gino, der damals noch nicht einmal ein Jahr alt war, fing an zu weinen und Fabienne verstand bei dem Lärm kein Wort mehr. Sie wurde nervös. Ihr Handy hatte keinen Empfang und meine Rufe von aussen konnte sie nicht verstehen. «Jeannine, ich brauche Hilfe!», schrie sie verzweifelt. Mein Mann rief sofort bei der Helpline von Schindler an. Dort beruhigte man uns und sie versprachen uns, dass sich ein Servicetechniker schnellstmöglich auf den Weg machen würde. In der Zwischenzeit schob ich Fabienne einen Zettel durch die Türspalte, auf dem stand, dass sie ruhig bleiben solle und Hilfe unterwegs sei. Auch wenn ich wusste, dass den beiden da drin eigentlich nichts passieren konnte, hatte ich richtiggehend Panik. Dann endlich unsere Rettung! Der Servicetechniker von Schindler kam bereits nach 15 Minuten und befreite die zwei sofort aus ihrer misslichen Lage. Gino und Fabienne waren beide durchgeschwitzt und heilfroh, dass sie wieder draussen bei uns waren. «Jetzt hat mein Herz aber ziemlich laut geklopft», meinte Fabienne, als wir uns auf einem Spaziergang alle wieder etwas von der Hektik beruhigten. Ganz lieben Dank an das Schindler-Team für die schnelle Hilfe und das Präsent, das wir noch bekommen haben.»
Jeannine, Fabienne und Gino Lütolf