Mit Schindler R.I.S.E wachsen die Aufzüge von Schindler noch schneller in die Höhe. Die Industrieroboter arbeiten unter anderem als Bohrroboter und entlasten so die Aufzugsmonteur*innen von anstrengenden Bohrarbeiten im Schacht.
Damit ein Aufzug sanft und sicher fahren kann, wird er von seitlichen Führungsschienen gehalten. Deren Montage ist eine sehr aufwendige und extrem repetitive Tätigkeit: In regelmässigen Abständen werden Löcher in die Schachtwand gebohrt, Ankerbolzen darin versenkt und auf diesen Bolzen zunächst die Schienenbügel und an diesen dann die Schienen montiert. Bei einer Anlage mit zehn Haltestellen kommen so einige Hundert Bohrlöcher zusammen – bei grossen Anlagen sind es gar Tausende oder Zehntausende. Die Toleranzen für die Bohrungen sind klein, denn die Führungsschienen müssen lotrecht montiert werden.
Solche körperlich anstrengenden Arbeiten stets genau auszuführen, ist für Menschen sehr ermüdend. Deshalb stellte Schindler 2018 das Konzept Schindler R.I.S.E vor. Das System beruht auf einem modifizierten Industrieroboter. Um das 900 Kilogramm schwere Gerät schnell an den Einsatzort zu bringen, hat Schindler einen speziellen Trolley entwickelt. Im Schachtkopf wird eine elektrische Winde installiert. Der Roboter steuert diese Winde und kann sich so selbständig im Schacht auf- und abwärts bewegen. Dank Stahlbeton sind die Aufzugsschächte in Neubauten sehr stabil. Doch genau diese Stabilität kann beim Bohren zu Problemen führen. Ein sogenannter Rebar-Sensor zeigt dem Roboter deshalb die vorhandene Bewehrung.
2018 fand der erfolgreiche Proof of Concept statt, bei dem ein erstes Projekt mithilfe des Schindler R.I.S.E-Prototypen bewältigt wurde. In der Schweiz hatte er seinen ersten Auftritt beim Neubau The Circle am Flughafen Zürich. Laut Mirko Apel, dem für den The Circle zuständigen Grossprojektleiter von Schindler, waren die Mitarbeitenden aufgrund des höheren Einrichtungsaufwands zunächst wenig begeistert vom System. Der Roboter als Gefährder von Arbeitsplätzen ist ein häufiges Schreckgespenst. Im Fall von Schindler R.I.S.E geht es aber klar um die Entlastung von Arbeitskräften. Apel: «Der Roboter ist ein Hilfsmittel für unsere Liftmonteur*innen und wertet ihren Beruf auf.
YouTube Video: Schindler Technology - Schindler R.I.S.E
Anders als ein Mensch kann die Maschine im Prinzip 24 Stunden am Tag arbeiten. Aus der Ferne wird sie von einem Menschen überwacht, damit auch der Nachschub rechtzeitig bereitgestellt werden kann. Die Einsatzbedingungen variieren von Projekt zu Projekt. Konstant sind hingegen die Entlastung der Monteurinnen und Monteure und der Zeitgewinn bei der Schienenmontage. Bis jetzt wird Schindler R.I.S.E hauptsächlich für Grossprojekte eingesetzt. Damit greifen auch die Skalierungseffekte des Roboters: Einmal installiert arbeitet er ungerührt sein Pensum ab und kann so die Installation der Anlagen deutlich beschleunigen. Deshalb erhält das Schindler R.I.S.E-Team unzählige Anfragen von Kundenseite.
Wir haben bereits konkrete Ideen für die Erweiterung des Anwendungsgebiets. Dazu gehören etwa die Montage der Schienenbügel durch den Roboter, der Einbau einer Bohrstaubabsaugung oder gar das Malen der Liftschächte durch das System.
Urs Püntener, Head Global Fulfillment bei Schindler
Eine Vorreiterrolle kann Schindler R.I.S.E beim digitalen Bauen übernehmen. Bekanntlich sind die Innovationszyklen der Baubranche sehr lange. Gebäude für Gebäude wird als Einzelstück geplant, gebaut und betrieben. Das Building Information Modeling (BIM) will das ändern. Mit dem «digitalen Zwilling», also dem digitalen Abbild eines Gebäudes, sollen Planung, Bau und Betrieb schneller und reibungsloser funktionieren. Während Elektro-, Heizungs- oder Lüftungsplanung seit einigen Jahren auch BIM-tauglich sind, blieb der Aufzugsschacht lange ein weisser Fleck. Das soll Schindler R.I.S.E nun ändern. In Zukunft kann der Roboter mit BIM-Informationen gespeist werden und so anhand des digitalen Modells des Aufzugschachts arbeiten.